advanced TrainLab © Deutsche Bahn AG / Oliver Lang; Illustration: antishock - stock.adobe.com
Wissenszug

Das rasende Forschungslabor der Bahn

Höher, schneller, weiter? Nicht ganz, aber immer fortschrittlicher soll die Zugfahrt werden. Deshalb testet die Bahn in einem speziellen Zug vorab neue Ideen, um sie später auf die Schiene zu bringen.

Mit Pommes-Fett durch die Bahn-Galaxis 

Ungewöhnlich sehen sie aus, diese Forschungslabore auf Schienen. Der rote Streifen, den du von allen andere ICE kennst, fehlt. Der ist nämlich grau. Über diesem Streifen steht „advanced TrainLab”, was so viel bedeutet wie “fortschrittliches Zuglabor”. Es ist das schnellste Labor auf Schienen und das schon seit 2018. Darin wird alles Mögliche rund ums Zugfahren ausprobiert. 

Das advanced TrainLab fährt mit Dieselmotoren. Hier werden alle möglichen Kraftstoffe getestet. Die Bahn hat sogar schon erforscht, ob und wie Züge mit alten Abfallresten fahren können. Altes Pommes-Fett wegwerfen? Nicht im advanced TrainLab: Das Pflanzenöl, in dem deine Pommes goldbraun werden, kann diesen besonderen ICE zum Fahren bringen. Es wird natürlich nicht direkt aus der Fritteuse genutzt, sondern aufbereitet, damit es zu einem richtigen Kraftstoff wird. Die Nutzung alternativer Kraftstoffe ist sehr klimafreundlich. Erzähl das gleich mal deinem Freundeskreis. Die werden bestimmt staunen.

TrainLab Laborzug auf Messfahrt mit speziellen Funkmasten für besseren MobilfunkDeutsche Bahn AG/ Volker Emersleben

 

Unterwegs für stärkeren Mobilfunk

Der rollende Laborzug ist auch auf einer rund zehn Kilometer langen Teststrecke unterwegs. Er erprobt und erarbeitet, wie mit speziellen Funkmasten an der Strecke der Mobilfunk im Zug noch leistungsfähiger werden kann. Denn guter Mobilfunk wird immer wichtiger, damit die Reisenden zum Beispiel gut arbeiten oder auch einfach nur einen Film schauen können.  

Video: Messfahrten für leistungsfähigeren Mobilfunk im Zug

© Deutsche Bahn AG/Arne Hube

Schon gewusst?

Das advanced TrainLab
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang
  • Im rollenden Forschungslabor werden Tests auch auf dem Dach gemacht. Mit vielen Antennen, die schnell auswechselbar sind. Turbogeschwindigkeit sozusagen.
  • Mit bis zu 200 Kilometer in der Stunde rast das Labor durch Deutschland. Hast du es schon entdeckt? Es gibt sogar zwei dieser rollenden Forschungslabore.
  • Das Forschungsteam ging auch schon mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt auf Zugfahrt. Galaktisch gut!
Das TrainLab wird mit alternativem Kraftstoff betankt
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Auftanken! Ob hier altes Pommes-Fett durch den Schlauch fließt?

Der Forschungszug der Bahn ist das advanced TrainLab
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Dieser besondere ICE sieht schon anders aus, als die Züge, die du kennst. Kein roter Streifen, keine Stromabnehmer auf dem Dach.

Die Frontseite des advanced TrainLab
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Spezielle „Augen“ geben dem Forschungszug einen speziellen Look. Diese dienen einem weiteren spannenden Forschungsprojekt: eine Erfindung, mit der Hindernisse besser erkannt werden sollen. Sie sitzen in der Mitte. Die Lichter links sind normale Lichter. Sieht fast so aus, als könnte der Zug dich wirklich anschauen.

Rücklicht des TrainLab
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang

Immer alles gut im Blick. Manchmal sind es auch rote „Augen“, die alles um sich herum beobachten. Natürlich ist es in Wahrheit ein Rücklicht des Zuges.

Video: wie ist das TrainLab mit Hilfe der Hinderniserkennung sicherer unterwegs ist?

© Deutsche Bahn AG
Mit spezieller Technik wird erforscht, wie der Zug Hindernisse erkennen kann.

Der Versuchszug fährt mit Biokraftstoff. Dieser wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt.

Quizfrage

Aus was wird der spezielle Dieselkraftstoff gewonnen? Aus…

Fast wie Science Fiction

Der Forschungszug fährt mit einem speziellen erneuerbaren Biokraftstoff, der aus Rest- und Abfallstoffen pflanzlicher und tierischer Fette hergestellt wird. Das können zum Beispiel alte Pflanzenöle wie Rapsöl sein. Dieser Kraftstoff verursacht im Vergleich zu herkömmlichem Diesel unterm Strich rund 90 Prozent weniger CO2-Ausstoß. CO2 ist Kohlendioxid, eine chemische Verbindung aus Sauerstoff und Kohlenstoff, das die Erdatmosphäre erwärmt und auch das Klima verändert. Im advanced TrainLab wurde deshalb erforscht, wie dieser Biokraftstoff, die Leistung des Zuges beeinflusst. Die Ergebnisse des Probebetriebs auf dem advanced TrainLab waren so positiv, dass immer mehr Dieselfahrzeuge der Bahn mit umgewandelten biologischen Rest- und Abfallstoffen wie Altspeiseölen unterwegs sind. Das Ziel ist es, schnellstmöglich ganz auf herkömmlichen Dieselkraftstoff zu verzichten.

Das advanced TrainLab wird mit alternativem Kraftstoff betankt
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang Immer alles gut im Blick. Manchmal sind es auch rote „Augen“, die alles um sich herum beobachten. Natürlich ist es in Wahrheit ein Rücklicht des Zuges.

Das rollende Klassenzimmer

Kennst du das Buch von Erich Kästner „Das fliegende Klassenzimmer“? Im advanced TrainLab fliegst du zwar nicht mit deiner Klasse durch die Gegend, aber eines der Forschungsprojekte im rollenden Forschungslabor ist ein besserer Mobilfunkempfang im Zug. Viele unterschiedliche Antennen auf dem Dach erlauben einen besseren Empfang im Zug, der mobiles Arbeiten und Lernen zukünftig in den Zügen noch besser machen kann. Dieses Netz ist super schnell. Du brauchst dann zukünftig also nicht mehr an einem festen Ort zu sitzen, um dein Referatsthema zu recherchieren oder den mobilen Reiseführer zu lesen. Die Bahn macht diese Versuche, damit du in den ICE-Zügen entspannt surfen kannst.

Übrigens: Kennst du die mobilfunkdurchlässigen Scheiben im neuen ICE 3neo? Im advanced TrainLab wurde getestet, ob man auch bei älteren Zügen die Fensterscheiben nachträglich für besseren Internetempfang bearbeiten kann.

Mit solchen neuen Möglichkeiten wird das Zugfahren immer digitaler und interessanter. Ziel ist natürlich auch, dass man die Zugfahrt mehr genießen kann und deshalb weniger Auto fährt. Der Umwelt zuliebe.

Das advanced TrainLab von Vorne
© Deutsche Bahn AG / Oliver Lang; Illustration: Rudzhan - stock.adobe.com

Das advanced TrainLab erinnert etwas an einen Außerirdischen mit den vielen Antennen und Radar-Augen.

Dachträger des TrainLabs
© Deutsche Bahn AG

Das sind Dachträger auf einem TrainLab-Mittelwagen. Der Dachträger ermöglicht den schnellen Tausch von Antennen. So können bis zu 20 Antennen gleichzeitig angebracht und deren Funktionsweise überprüft werden.

Wageninneres des TrainLab
© Deutsche Bahn AG

Im Wageninneren kommen die Kabel vom Dach an, damit bei den verschiedenen Tests nicht immer wieder neue Kabel verlegt werden müssen.

Interview

Wer arbeitet eigentlich in so einem Forschungszug?

Chantal Radü arbeitet im TrainLab
© Deutsche Bahn AG/ Matthias Häußler

Chantal, wie bist du zum rollenden Forschungslabor gekommen?

Chantal: Ich habe Maschinenbau studiert und bin als Trainee bei der DB eingestiegen. So war ich von Anfang an dabei, als das TrainLab seine erste Fahrt unternahm.​ Jetzt bin ich Teil des Projekts und kümmere mich um​ die Forschung und Entwicklung der Technologien.

Was machst du so den ganzen Tag?

Chantal: Der Job ist sehr abwechslungsreich. Da ist kein Tag wie jeder andere. Wenn Störungen oder unerwartete Reparaturen anfallen, müssen wir auch mal improvisieren. Da bin ich manchmal vor allem als Krisenmanagerin unterwegs. Ansonsten koordiniere ich alles, was mit dem TrainLab zu tun hat.

Auf was bist du besonders stolz?

Chantal: Gemeinsam mit meinen Kollegen und Kolleginnen haben wir das Potenzial des Biokraftstoffs HVO früh erkannt. Wir haben uns dafür stark gemacht, diesen Kraftstoff zu testen und auf die Probe zu stellen. Du siehst also, es lohnt sich immer für eine Sache zu kämpfen. Aufgeben ist nicht.

Bevor neue Ideen Wirklichkeit werden, wird die Entwicklung neuer Technologien im advanced TrainLab erforscht und auf Herz und Nieren geprüft. Das geschieht im rollenden Forschungslabor der Deutschen Bahn. Steig ein und finde im nächsten Waggon überraschendes Bahnwissen.