Mission Artenschutz bei DB Bauvorhaben: ein neues Zuhause für bedrohte Tiere © Zakaria Laperashvili - stock.adobe.com; Illustration: antishock - stock.adobe.com
Umweltexpress

Ehrensache: Die Bahn hilft bedrohten Tieren beim Umzug

Wenn bei der Bahn Bauprojekte anstehen, startet erst einmal die Mission „Artenschutz“. Dabei trifft die Bahn auf seltene Tiere und setzt spektakuläre Rettungsaktionen um.

Schon gewusst?

Wenn die Bahn baut, steht Artenschutz für gefährdete Tierarten auf dem Programm
© Deutsche Bahn AG / Stefan Wildhirt
  • In Deutschland stehen über 470 Tiere und Pflanzen unter strengem Artenschutz. 
  • Entlang der Schienen und rund um die Stationen und Anlagen der Bahn wohnen hunderte dieser seltenen Tier- und Pflanzenarten. Oft finden sie andernorts keinen Lebensraum mehr.  
  • Vor Bauarbeiten spürt die Bahn diese Tiere auf und bringt sie in Sicherheit.  
  • Wenn Eidechsen mit der Bahn umziehen, werden sie dabei manchmal mit kleinen Sendern ausgestattet, durch die man mehr über ihr Leben und ihre Gewohnheiten erfahren kann. 
  • Für Fledermäuse baut die Bahn sogar eigene Hotels. 

Achtung, es wird gebaut und laut! 

Wenn bei der Bahn gebaut wird, ist ordentlich was los. Maschinen brummen, Leute rufen, es wird gehämmert oder gegraben. Bei Gleisarbeiten fliegen manchmal sogar Funken. 

Damit Tiere und Pflanzen davon möglichst wenig gestört werden, wird vor Baubeginn zusammen mit Naturschutzprofis genau geschaut, wer und was in der Nähe der Baustelle lebt. Wird dabei ein tierischer Bahn-Untermieter entdeckt, heißt es oft: Koffer packen und umziehen. Und das gilt nicht nur für große Tiere. Ganz im Gegenteil! Sogar Ameisen sind schon mit der Bahn umgezogen und haben in sicherem Abstand zur Baustelle einen schönen neuen Hügel mit Sonnenterrasse bekommen.  

Artenschutz bei DB Bauvorhaben auf für die Kleinsten: Die kahlrückige Waldameise wird umgesiedelt
© AnneLaure - stock.adobe.com

Am Bahnhof Karower Kreuz in Berlin hat die Bahn zwei Nester der kahlrückigen Waldameise in Sicherheit gebracht. Wusstest du, dass so ein Nest bis zu drei Meter Umfang haben kann? In großen Papiersäcken wurden die Ameisenberge an ihren neuen Wohnort getragen. Dann wurde ein Kreis aus Zucker drumherum gestreut, damit die Ameisen genug Futter haben, bis sie sich an den neuen Standort gewöhnt haben. Auch auf die Rote Waldameise wird bei den Baustellen der Bahn geachtet. Sie und ihre Nester oder Hügel sind in Deutschland ebenso geschützt wie die der kahlrückigen Waldameise. 

Tierische Begegnungen auf der Baustelle 

Die tierischen Untermieter der Bahn sind oft gar nicht so leicht zu entdecken. Sie können nämlich richtig klein sein oder supergut getarnt, ständig umher flattern oder schwimmen. Dazu können es total verschiedene Tierarten sein: Säugetiere wie Biber oder Feldhamster, Fledermäuse, Vögel, Reptilien, Amphibien und Insekten. Auch einige Fischarten stehen unter Artenschutz. 

Um die seltenen Tiere besser zu finden, hat die Bahn extra ganz besondere Mitarbeiter eingestellt: Artenspürhunde, die mit ihren feinen Nasen die tierischen Bewohner erschnüffeln können. Werden an einer Baustelle dann geschützte Arten entdeckt, legen die Fachleute verschiedene Maßnahmen für ihren Schutz fest. Bei Vögeln reicht es manchmal schon, die Arbeiten so zu planen, dass die Brutzeiten nicht gestört werden. Andere Tiere müssen jedoch mit Sack und Pack umziehen. Kröten zum Beispiel in nette Feuchtgebiete, Eidechsen an herrliche Sonnenplätze.

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Auch der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling steht unter Naturschutz. Weißt du, was für ein Tier das ist?

Umzug der Eidechsen 

Ziemlich häufig findet man an Bahndämmen die unter Naturschutz stehenden Zauneidechsen. Die Eidechsen lieben es dort, weil es da schön sonnig ist und sich Sand in der Nähe befindet. In dem verstecken sie gerne ihre Eier. Die braunen Weibchen sind gut getarnt und dadurch schwer zu erkennen. Und auch die Männchen kann man nur zur Paarungszeit gut sehen. Denn dann färbt sich ihre Haut leuchtend grün. Haben die Fachleute der Bahn sie trotzdem aufgespürt, werden sie schnell eingesammelt. Dann können sie ganz in der Nähe in artgerechte Unterschlüpfe mit Kies, Sand und Totholz umziehen, die mit einem Zaun vom Baugebiet getrennt werden. Sind die Bauarbeiten vorbei, kommt der Zaun weg und die Eidechsen können entscheiden, ob sie am neuen oder alten Wohnort leben möchten. Manchmal ziehen die Eidechsen vorübergehend auch etwas weiter weg und kehren nach den Bauarbeiten in ihr Zuhause zurück. Das ist dann fast wie ein Urlaub. 

Artenschutz bei DB Bauvorhaben: Zauneidechsen bekommen ein neues Zuhause
© Ivonne Berz - stock.adobe.com; Illustrationen: Fandorina Liza/ antishock - stock.adobe.com

In Köln mussten für den Bau eines großen ICE-Werks 150 Zauneidechsen umziehen. Weil sie in diesem Fall nicht in ihren alten Lebensraum zurück können, hat die Bahn ihnen an einem anderen Ort ein tolles neues Zuhause aus Sand, Lehm und Zweigen geschaffen. Andere Eidechsenarten, die besonders geschützt werden, sind zum Beispiel Sandeidechsen und Mauereidechsen. 

So funktioniert der Umzug der Eidechsen

Was schleicht denn da? 

Bahndämme müssen immer mal wieder renoviert werden. In Gießen wurden dabei einmal ganz besondere Bewohner gefunden: Schlingnattern, eine in Europa streng geschützte Art. Sie sehen Kreuzottern zum Verwechseln ähnlich, sind aber komplett ungiftig und umschlingen ihre Beute, anstatt sie zu beißen. Daher kommt auch der Name "Schlingnatter". Damit am Bahndamm in Gießen trotzdem gearbeitet werden konnte, haben die Umweltprofis zuerst einen sicheren Ersatz-Wohnraum mit Schutzzaun angelegt. Dort sind die Nattern dann für die Dauer der Bauarbeiten hingezogen.

Lustig: Als die Nattern gefunden wurden, haben sie in einer WG mit Blindschleichen gelebt. Die sind dann gleich mit umgezogen. 

Artenschutz bei DB Bauvorhaben: Eine Schlingnatter zieht um
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So sieht eine Schlingnatter aus. Im Unterschied zur Kreuzotter hat sie runde Pupillen. Eine andere Natterart, die bei Bahn-Baustellen schnell in Sicherheit gebracht wird, ist die Glattnatter. Ebenso gibt es viele Amphibien, die sich bei Bedarf über den Umzugsdienst der Bahn freuen dürfen, zum Beispiel der Nördliche Kammmolch, der Moorfrosch, die Wechselkröte, die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke. 

Damit die Natur im Gleichgewicht bleibt … 

Für den sicheren Umzug geschützter Arten ist bei der Bahn eine Gruppe von Naturschutzprofis im Einsatz, die nur dafür gegründet wurde. Allerdings ist nicht immer ein Umzug notwendig oder möglich. 

Vielen Tieren hilft die Bahn auf ganz andere Weise. Wenn zum Beispiel nicht nur etwas repariert oder erneuert, sondern ganz neu gebaut wird, kümmert sich die Bahn zum Ausgleich um einen neuen Natur-Lebensraum an einem anderen Ort. Für solche Naturschutzmaßnahmen bekommt die Bahn Punkte auf einem Ökokonto. Die kann sie einlösen, wenn sie beim Bauen irgendwo in die Natur eingreifen muss. So bleibt alles im Gleichgewicht. In der Bildergalerie kannst du einige der vielen spannenden Artenschutz-Projekte der Bahn entdecken. Schau mal! 

Artenschutz: Otter erhalten einen eigenen Landweg unter der Brücke - die Otterberme
© Martin Mecnarowski - stock.adobe.com; Illustration: teploleta - stock.adobe.com

Wenn die Bahn dort Eisenbahnbrücken über Flüsse baut, wo Otter leben, bekommen die drolligen Tiere einen eigenen Landweg unter der Brücke, eine sogenannte Otterberme. Das ist wichtig, damit die süßen Otter nicht über die Bahngleise laufen und dabei unter die Räder kommen. Dann heißt es: Achtung, Zugverkehr! Otter, bitte hier entlang.

Fledermäuse stehen unter Artenschutz
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Alle Fledermausarten stehen in Deutschland unter Artenschutz. Wenn die Bahn an Tunneln, Unterführungen oder Gebäuden baut, in denen es sich Fledermäuse gemütlich gemacht haben, lässt sie sich daher eine tolle Wohn-Alternative einfallen. In der alten Ziegelei von Ducherow in Mecklenburg-Vorpommern hat die Bahn zum Beispiel ein Hotel für Mopsfledermäuse eingerichtet. Dafür wurden einige neue Wände eingezogen und Einfluglöcher gebohrt. Solche Fledermaushotels der Bahn gibt es schon an vielen, vielen Orten in Deutschland.  

Artenschutz: Auf die Schweinswale in der Ostsee wird beim Bau Rücksicht genommen
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Zwischen der Ostseeinsel Fehmarn und dem Festland sollen in Zukunft Züge über eine Brücke fahren, die Beltschiene. Hierfür muss in der Ostsee gebaut werden, wo auch Schweinswale leben. Einen davon siehst du auf dem Bild. Sieht fast aus wie ein Delfin, oder? Für die Planung der Brücke untersuchen Naturschutzprofis vorab genau, worauf beim Bau geachtet werden muss, um die Schweinswale zu schützen. Auch Vögel, Amphibien, Fledermäuse, Seegras und Muscheln behalten die Fachleute dabei im Blick.  

Artenschutz bei der Deutsche Bahn - geschützte Wildpferde auf den Flächen der Bahn
© Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe

Auf ehemaligen Militärgebieten hat die Bahn mitgeholfen, seltene Wildpferde anzusiedeln. Die geschützten Przewalski-Pferde finden junge Baumtriebe ganz besonders lecker und halten so die Wiesenflächen baumfrei. Dadurch können hier viele bedrohte Kleintiere leben. Diese Flächen gelten als sogenannte Ausgleichsflächen. Das heißt, sie gleichen Eingriffe in die Natur an anderer Stelle aus – auf dem Ökokonto und in der echten Welt.

Hättest du gedacht, dass es sich bei der Bahn so viel um Tiere dreht? Dabei ist das nur ein winziger Teil von den mehr als  46 000 Naturschutz-Projekten der Bahn seit 2010. Entdecke noch mehr davon!