Wasserstoff macht das Bahnfahren noch grüner. © Deutsche Bahn AG/ Volker Emersleben; Illustration: Alexander Limbach - stock.adobe.com
Umweltexpress

Mit Volldampf in die Zukunft

Tschüss, Diesel! Wie Wasserstoff das Bahnfahren noch grüner macht.

Es dampft und zischt, Lichtblitze zucken, der rote Vorhang gleitet zur Seite. Und die Spannung steigt: Tritt gleich ein Popstar auf? Werden die Oscars überreicht? Nichts von alledem! Stattdessen rollt ein blitzneuer Zug aus seiner Halle, fast geräuschlos und vor allem: sauber. Wäre bei der Premiere des „Mireo Plus H“, wie der Zug heißt, nicht so viel Brimborium drum herum – alles, was er hinterließe, wären ein paar Dampfwölkchen. Wie ein Nudeltopf oder der Teekocher. Denn der Mireo fährt mit einem ganz neuen Antrieb: Wasserstoff.

Seine ersten Probeeinsätze fährt der neue „Mireo“ in Baden-Württemberg. Mit bis zu 160 km/h saust er von Tübingen nach Pforzheim:

Seine ersten Probeeinsätze fährt der neue „Mireo“ in Baden-Württemberg.
© Deutsche Bahn AG/ Volker Emersleben

Wenn du mit dem ICE unterwegs bist, fährst du mit Energie, die durch Sonne, Wind oder Wasser erzeugt wird. Denn alle Reisenden in den Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn sind mit Ökostrom unterwegs. Da Wasser, Sonne und Wind nie zur Neige gehen, nennt man sie auch „erneuerbare Energiequellen“. Und es wird noch besser: Der durch sie erzeugte Strom verursacht keine klimaschädlichen Gase wie Kohlendioxid (CO2), das schlecht für das Klima ist. CO2 entsteht zum Beispiel, wenn Kohle, Gas oder Benzin verbrannt werden. Oder auch Diesel, wie es noch immer einige Lokomotiven der Deutschen Bahn tun.

Warum? Zwar sind fast zwei Drittel des rund 33 000 Kilometer langen Schienennetzes in Deutschland elektrifiziert. Das heißt, hier werden die Züge – wie der ICE – mit Strom angetrieben. Doch auf vielen weniger befahrenen Strecken, bei Bauarbeiten oder auch dort, wo rangiert wird, müssen die Loks sozusagen ihre eigene Energie mitbringen. Das ist ein Problem, wenn man klimaneutral werden will. Und genau das hat die Bahn vor, bis spätestens zum Jahr 2040.

Die meisten Bahnstrecken sind elektrifiziert, hier fahren die Züge mit Ökostrom.
© Deutsche Bahn AG/ Uwe Miethe

Was also tun? Viele schlaue Leute forschen derzeit an anderen, klimafreundlichen Antriebsstoffen und -arten. Wasserstoff ist einer davon. Und der Mireo ist inzwischen so ausgereift, dass er bereits auf Testfahrten gehen kann und ab 2024 mit Fahrgästen unterwegs ist. Aber stopp mal kurz: Jetzt war hier doch dauernd von Wasserstoff die Rede – was ist das eigentlich? Wasserstoff ist ein leichtes, brennbares Gas, dessen Energie sich in elektrischen Strom umwandeln lässt. Hergestellt wird es, indem man Wasser durch einen chemischen Prozess, die sogenannte Elektrolyse, in seine Bestandteile zerlegt: Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird dann gekühlt und unter hohem Druck in Tanks gepresst. Damit das alles ähnlich schnell und einfach funktioniert wie beim Diesel, hat die Deutsche Bahn die passende Tankstelle dazu entwickelt.

 

Sieht aus wie eine gewöhnliche Tankstelle, ist aber genial ausgeklügelt: Damit lässt sich der Zug schnell, sicher und leicht mit Wasserstoff betanken.

© Deutsche Bahn AG/ Michael Neuhaus

Die Steuerung der Wasserstoff-Tankstelle übernimmt ein Computer. Eine Tankfüllung reicht für bis zu 1 000 Kilometer! Durch ihre computergestützte Steuerung kann ein Wasserstoff-Zug in derselben Zeit betankt werden wie einer, der mit Diesel fährt. Das hat früher deutlich länger gedauert. 

Die Steuerung der Wasserstoff-Tankstelle übernimmt ein Computer. Eine Tankfüllung reicht für bis zu 1.000 Kilometer!
© Deutsche Bahn AG/ Michael Neuhaus

Genial! Jetzt heißt es nur noch: Daumen drücken, dass der neue Wasserstoff- Zug seine Testfahrten erfolgreich besteht. Dann wird es bald auch anderswo dampfen und zischen, als würde gleich ein Popstar auftreten.

 

Du möchtest mehr über die Erfindung der Wasserstofftankstelle erfahren? Im Video wird erklärt, wie die mobile Anlage funktioniert.

© Deutsche Bahn AG

Schon gewusst?

  • Wasserstoff ist ein leichtes, brennbares Gas, dessen Energie sich in elektrischen Strom umwandeln lässt. Hergestellt wird es, indem man Wasser durch einen chemischen Prozess, die sogenannte Elektrolyse, in seine Bestandteile zerlegt: Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wird dann gekühlt und unter hohem Druck in Tanks gepresst. 
  • Biokraftstoff wird aus biologischen Rest- und Abfallstoffen hergestellt. Das sind zum Beispiel Pflanzenreste, die die Bauern nach der Ernte übrig haben. Ein weiterer großer Vorteil: Um mit Biokraftstoff zu fahren, muss keine Lok umgerüstet werden. Der Kraftstoff kommt in denselben Tank, in dem vorher Diesel drin war.
  • Batterien erlauben es Loks, elektrisch zu fahren, auch wenn es auf der Strecke keine durchgehende Stromleitung gibt. Stattdessen laden sie ihre Batterien auf, wo immer es möglich ist, und zischen oder fahren dann mit dieser gespeicherten Energie weiter über die Schienen.