Ein Hund mit einer gezeichneten Schaffner-Mütze
Wissenszug

Immer der Nase nach

Um das Zugfahren noch schneller, sicherer und angenehmer zu machen, ist die Bahn ständig dabei, ihre Anlagen zu modernisieren und neue zu bauen. Doch was, wenn dort schon jemand wohnt – zum Beispiel seltene Tierarten, die hier ihr Zuhause haben? Speziell ausgebildete Vierbeiner sorgen seit Neuestem für Klarheit.

Monte setzt sich hin und erstarrt. Eben noch hat der Spaniel mit dem lustigen braun-weißen Fleckenfell und den Hängeohren aufgeregt im Gras herumgeschnüffelt, wie junge Hunde das halt so machen. Doch von einem Moment zum anderen scheint er wie eingefroren.

Nichts rührt sich mehr, nur Montes Nase zuckt leicht. Hundeführerin Alexandra Hörand ist sofort zur Stelle – und erkennt sogleich die Ursache: Am Boden, vor den Pfoten des Hundes, liegt ein Häuflein Fledermauskot. So unscheinbar, dass man es eigentlich nur übersehen kann. Es sei denn, man ist eben ein Spürhund wie Monte und ein Jahr lang darauf trainiert worden, noch die winzigste Spur zu wittern.

Ein Hund in Lauerstellung im hohen Gras

Monte gehört zur neuen Staffel der Artenspürhunde, die seit einigen Monaten im Dienst der Deutschen Bahn stehen. Ihr Auftrag: Wo immer die Bahn bauen will – wie etwa hier am alten Güterbahnhof am Dortmunder Hafen – darf er auszukundschaften, ob der künftige Baugrund eventuell Lebensraum seltener, vielleicht sogar bedrohter Tierarten ist. Das wurde natürlich auch früher schon untersucht, aber da haben das die Menschen noch alleine gemacht. Und die haben nur geguckt, nicht geschnuppert. Eine unscheinbare Spur wie die Hinterlassenschaften einer Fledermaus geht einem dabei schnell durch die Lappen. Außerdem sind nicht alle Tiere zur selben Tages- oder gar Jahreszeit - überhaupt aktiv. Daher wurden die Leute über ein Jahr lang mehrfach losgeschickt. Dieselbe Arbeit erledigen die Vierbeiner nun in wenigen Wochen. So gibt es viel schneller Klarheit: Ist die Luft rein und kann gebaut werden? Oder muss im Zweifelsfall erst einmal für die Krötenfamilie oder den Fledermausschwarm ein neues Zuhause gefunden werden?

Eine Fledermaus an einer Mauer

Alexandra Hörand wuschelt Monte durch das gefleckte Fell und lobt den Hund, zur Belohnung gibt es ein Leckerli. Den Fund vermerkt sie derweil auf ihrem Tablet. Er wird in einer digitalen Karte des Geländes für jeden sichtbar gespeichert. Was dann als Nächstes passiert, entscheiden weder Alexandra Hörand noch ihr Hund. Fest steht nur: Bevor der erste Bagger heranrollt, um hier eines der modernsten und größten ICE-Werke Deutschlands zu errichten, wird sich jemand um die kleinen Fledermäuse kümmern. Monte sei Dank.

Eine Frau schaut auf eine Geländekarte auf einem Smartphone

Schon gewusst?

Gut zu(g) wissen

  • Insgesamt neun Artenspürhunde sind aktuell im Einsatz für die Bahn. Weitere Schnuppernasen sind bereits in der Ausbildung.
  • Ein Jahr lang dauert das Training. Dabei lernen die Hunde die speziellen Gerüche schützenswerter Tierarten kennen. Zum Beispiel indem man sie immer wieder an Schlangeneiern oder der abgestreiften Haut einer Mauereidechse schnuppern lässt.
  • Das Schnüffeln ist anstrengend und verlangt viel Konzentration. Daher brauchen Monte und seine Kolleginnen und Kollegen zwischendurch immer wieder eine, im wahrsten Sinne des Wortes, Verschnaufpause.